Das Stadion am Wald

 
Das Stadion am Wald
 
Hallo Bloggs. Vom beschaulichen Frankenland ins verregnete Gelderland, von der RL Bayern in die "erste Divisie", also zweite Liga der Niederlande. Und es hat richtig Spaß gemacht. Ein kleines, enges Stadion. Direkt am Wald, drinnen keinerlei Coronabeschränkungen und ein Support, welcher auch den Namen verdiente. Die Jungs sangen durch, Respekt.
Dieses Match wurde zur Alternative zum Spiel Emmen vs. Mastricht ( 7:1 ), das nur für Dauerkartenbesitzer zu besuchen war. Es waren fast siebzig Kilometer weiter von meinem Urlaubsort, aber es hat sich echt gelohnt. Der Club heißt de Graafschap und liegt im Prinzip nur fünfzehn Kilometer von der deutschen Grenze entfernt, in dem Städtchen Doetinchem. Besucher aus dem Land des Weltmeisters von 2014 sind wohl keine Seltenheit, man hat meine gebrabbelten, holländisch simulierte Bestellungen gut verstanden und mit einem Lachen auf Deutsch beantwortet.
Der Ground liegt an einer Bahnlinie, ist umrahmt von Wald und hat vor allem keine Parkplätze. Zumindest gab es keine Ausschilderung, also parken im Wohngebiet. Es waren nur wenige Meter zum Stadion, immer den Leuten und dem Flutlicht nach.
An der Bahnschranke gab es dann die ersten Bilder.
 
 
Der obligatorische Marsch um das Stadion entfiel, dafür war die Zeit etwas zu knapp und das Gelände zu unübersichtlich. Und so konnte ich bildtechnisch nur zwei Seiten abdecken, aber hier war vermutlich optisch am meisten geboten. Der Zugang war nur mit 3G möglich, zum ersten Mal wurde mein Scancode auch wirklich gescannt, in Duitsland und Eesterreich wurde immer nur mit den Augen abgefragt. Digital ist die Niederlande da schon viel weiter! Im Vorhof zu den Tribünen herrschte ein Gewusel wie früher, von Corona und Masken keine Spur, im Gegenteil.
 
 
Die Niederländer sind bekanntlich ein feierfreudiges Völkchen und das Grolsch floss in Strömen. Zum Bezahlen musste man sein Kleingeld in blaue Münzen umtauschen, eine Münze entsprach 2,20 €. Für eine solche Marke gab es entweder ein kleines Bier oder eine von diesen seltsamen Würsten, die Krönung war die "gebraden Frikadel". Etwas unförmig und so richtig fettig. Der Weg hinter der Tribüne Roodbergen war schmal, eng und uneben. Bei ausverkauftem Hause ein kleines Problem. Die Haupttribüne auf der Gegenseite ist da schon etwas moderner, die dazugehörigen Parkplätze geben dem Anblick mehr Luft. Also ich war klar bei der Kultseite, in der Sommerpause wurde die Tribüne wohl neu bemalt.
 
 
Im Stadion selbst war es richtig klasse, kompakt, mit den geduckten Dächern und den Stützpfosten erinnert es doch sehr an die echten englischen, leider nun nicht mehr vorhandenen Grounds. Es lebe die Tradition.
 
 
De Graafschap spielt seit ungefähr zehn Jahren wieder in der zweiten Liga, davor gab es einige Spielrunden im Oberhaus. Aber so richtig will es nicht klappen, die Sache mit der Eliteliga. Zwar gehört man fast immer zu den Favoriten, aber es reichte nie. 8.112 Zuschauer waren gekommen, bei einem Fassungsvermögen von 12.600 rund 2/3. Graafschap war Dritter und Gast Volendam nur Elfter. Ergo, alles rechnete zumindest mit einem Heimsieg. Die Hausherren trugen ihr traditionelles "Zebradress", ähnlich dem MSV Duisburg, und legten entsprechend Tempo vor. Nur ... das Tor fiel nicht und die Gäste konnten sich nach zunächst peinlichem Abwehrverhalten stabilisieren und drehten mit zwei Treffern kurz vor der Halbzeit das Geschehen. 0:2, SCHOCK !
 
 
In der zweiten Halbzeit währte das Aufbäumen der Blauen nur kurz, ein Elfmeter in der 53. Minute entschied das Spiel. Die weiteren Angriffsbemühungen waren ohne Schwung und Überzeugung, das merkte man bis auf den letzten Platz im blau-weißen de Vijverberg Stadion. Und so blieb es auch bis Abpfiff, aber bereits zehn Minuten vorher leerten sich die Ränge schon beachtlich. Frust statt Fun, jetzt Tabellensiebter statt Erster. So das Fazit eines ernüchternden Abends, im Stadion am Wald, an diesem enttäuschenden Abend.
 
 
Der Elfer, kurz vor der Ausführung. Zugleich zeigt es die Einteilung der Fangruppen im Stadion. Links der Gast und rechts der Heimsupport.
 
 
In Scharen verlassen die Zuschauer ihre Plätze und strömen zum Ausgang. PS: Der Unrat ist schon erstaunlich.
 
Die Rückfahrt war beschwerlich. Die N18 war gesperrt und mein Navi lotste mich durch einsame Dörfer, über geteerte Feldwege und wie ausgestorbene Kleinstädtchen. Aber es hat sich gelohnt, und das war die Hauptsache. Schade nur, dass de Graafschap verloren hat, die Stimmung bei umgekehrten Ausgang hätte ich schon gerne erlebt. Shit happens.
 
Keep the faith
RaMü
 
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