Fussball in Belgien
 
Hallo Bloggs. Dieser Titel ist etwas großspurig, denn insgesamt vier Stadienbesuche machen mich noch lange nicht zu einem Kenner. Zumal meine besuchten Clubs gewiss nicht den Großen gehören. Das sind nämlich immer noch der RSC Anderlecht, der FC Brügge und Royal Antwerpen. Ich war bekanntlich bei VV St. Truiden, RSC Charleroi und OH Leuven. Während Corona war ich mal beim KAS Eupen, kenne also zumindest dieses Stadion von innen. Also doch vier Vereine. Alle haben eines gemeinsam, sie stehen eher im hinteren Drittel der Tabelle und haben einen überschaubaren Zuschauerschnitt. Und damit sind wir schon beim ersten Thema.
 
 
Belgien hat ungefähr elf Millionen Einwohner und daher ist alles etwas kleiner. Über die größten Stadien verfügen der FC Brügge und Standard Lüttich, beide fassen knapp 29.000 Zuschauer. Dann kommt noch KRC Genk mit 25.000 und Anderlecht bietet immerhin noch 21.000 Personen Platz. Ähnlich dann noch KAA Gent. Man sieht, beim Rest kann nicht mehr viel kommen. Zuschauerkrösus ist in der laufenden Saison Standard Lüttich. Der Tabellenachte hat 21.500 Visitor im Schnitt, nicht schlecht. Karten sind da eher Mangelware. Der amtierende Meister und Pokalsieger Royal Antwerpen begrüßt ungefähr 14.000 Fans, nur zum Vergleich.
Da kommen meine besuchten Clubs bei weitem nicht mit. Es fehlt die Basis, sprich Größe der Stadt oder Umgebung. Deutliches Schlußlicht ist hier KAS Eupen. Die vom deutschen Trainer Florian Kohfeldt trainierte Truppe spielt vor nur 3.873 Leutchen im Kehrwegstadion.
 
 
Stadionhefte gab es keine. Hätte mich auch gewundert. Bei diesen niedrigen Zuschauerzahlen wäre es schlichtweg Verschwendung. Alle drei Tickets habe ich als E-Ticket daheim ausgedruckt. Natürlich wollte ich überall irgendwo versuchen, diese häßlichen Dinger an einem Ticketschalter in ein "Old School Ticket" umzuwandeln. In St. Truiden war ich schlichtweg zu knapp dran, in Charleroi habe ich dann am Ticketcounter einen jungen Mann gefunden, welcher sehr gut mein Problem verstand. Ging aber nicht, angeblich wegen dem QR-Code auf dem Printhomepapier. Erfolgreich dagegen war ich bei OH Leuven. Auch da habe ich an den Kassenhäuschen zielstrebig einen jungen Mann ausgeguckt, der mir mein großspuriges DINA4 Blatt durch eine klassische Eintrittskarte ersetzte. Bingo.
 
 
Die Stadionverpflegung ist ja im Prinzip überall gleich. In Belgien muss man halt die jeweilige Sprache für sich übersetzen. Ebenfalls beim VV St. Truiden durfte ich die bisher besten Pommes in einem Stadion essen, Essen konnte man seltsamer Weise bar bezahlen. Getränke nicht. Überaus lecker. Ansonsten wie immer. Bezahlt wurde immer mit einer vereinseigenen Karte. In Charleroi blieb ich den Verpflegungsständen fern, in Leuven dafür halt das ganze Programm. Zuerst in ein Bistro unterhalb der Haupttribüne ( siehe Bild ) , dort die Karte gekauft und aufgeladen, und los ging es. Überhaupt kein Problem, man trifft immer jemand, der Englisch spricht.
 
 
Die Stimmung ist ja ein beliebtes Thema bei Fussballfans. Auch hier herrscht der übliche "Einheitsbrei". Die Chants und Melodien sind fast überall gleich, beliebig austauschbar. Den schwächsten Heimsupport habe ich in Truiden erlebt, den besten in Charleroi. Hängt trotz der Dauerbeschallung natürlich aber auch vom Spielstand ab. Trotzdem, Charlereoi war z.B. trotz des Pausenrückstandes noch am lautesten, zumal ab und zu sich der gesamte Ground meldete, und also nicht nur die Ultras. Auch da hatten die Schwarz-Weißen nahe der französischen Grenze an meisten zu bieten. Leuven war ok. Deren Gäste vom FC Brügge konnten mit mehreren Union Jack Bannern auf sich aufmerksam machen. Hier wurde mehr der Britsupport bevorzugt, ohne Vorsänger und so.
 
 
Die Eintrittspreise lagen deutlich unter dem deutschen Schnitt. Für etwas über zwanzig Euro bekam ich schon vernünftige Plätze, obwohl bei zwei Begegnungen immerhin der Meister und ein Europa League Teilnehmer zu Gast war. Zur Spielstärke kann ich mich kaum äußern. Es ist immer schwar und ungerecht, sich da ein Urteil zu erlauben. In St. Truiden wird auf Kunstrasen gespielt, das ist immer schlecht. Trotzdem, da war ich von Royal Antwerp enttäuscht. Die spielen Champions League, sind amtierender Meister und Pokalsieger, da hätte ich mehr erwartet. Brügge war in Leuven schon besser und siegte verdient. Die belgischen Vereine sind international kaum erfolgreich, dafür ist die Liga einfach nicht stark genug. Aber, ich habe die Großclubs noch bei keinem Heimspiel gesehen.
 
 
Welches Stadion hat mir am besten gefallen? Ohne Zweifel des des RSC Charleroi. Obwohl die Stadt grauenhaft ist, der Ground liegt richtig kultig mitten in einem Stadtviertel. Drei Seiten sind komplett eingepfercht, lediglich vor der Haupttribüne gibt es etwas mehr Raum. St. Truiden war mir unsympatisch, ich kann es aber nicht richtig erklären. Schon der Parkplatz unter dem Stadion war mir suspekt. OH Leuven hat mir sehr gefallen. Von allem etwas.
 
Wie geht es weiter? Jetzt hab ich einfach mal einen Belgientrip gemacht, das wollte ich schon lange mal. Drei Spiele in insgesamt vier Tagen sind fast optimal, zumal es in Sachen Touristik ja auch gut geklappt hat. Mein Hotel in Wavre war schon zentral, mit dem Zug kann man vom benachbarten La Hulpe in nur zwanzig Minuten ins Zentrum von Brüssel fahren. In unmittelbarer Grenznähe zu Deutschland gäbe es da noch Standard Lüttich. Mal sehen. Und, ... es sollte das Wetter netter sein!
 
Auf jeden Fall mache ich noch eine Post für die Freunde von historischen Innenstädten. Leuven ist da ein gutes Beispiel dafür. So in einer Woche vielleicht.
 
Keep the faith.
RaMü.