Auf und ab in Bristol.

  Hallo Bloggs,

wenn man eine Städtereise nach England plant, kommt natürlich die Hauptstadt London an oberster Stelle der Wunschliste. Ist auch völlig klar,  viele Sehenswürdigkeiten kennt man aus dem Englischunterricht, da wäre dann noch die Rumpelbahn mit dem tollen Namen Tube, die spannenden Geschichten wie z. B. die Baker Street mit Sherlock Holmes, und, und und. Aber selbstverständlich bietet das vereinigte Königreich weitere schöne Ziele, meine persönliche Favoriten sind da Norwich in der Grafschaft Norfolk und Hull in Yorkshire. Seit dem letzten Trip gehört nun auch Bristol aus der Südwestecke der Insel dazu. Alle Städte sind nicht besonders groß, so hat Bristol rund 425.000 Einwohne und die Lage ist ungefähr mit Hamburg zu vergleichen, statt der Elbe heißt der Fluss halt Avon. Nach ungefähr 10 Kilometer mündet der River Avon in den Bristolkanal und dann geht es endgültig ab in Richtung freie See und zwar den Atlantik. Diese Verbindung bescherte Bristol den zweifelhaften Ruf, neben Liverpool die wichtigste Drehscheibe im Sklavenhandel zwischen Afrika und Amerika gewesen zu sein, rund 2000 Schiffe brachten eine halbe Million der "billigen" Arbeitskräfte über den großen Teich. Im zweiten Weltkrieg wurde die Stadt von der deutschen Luftwaffe in der historischen Innenstadt fast komplett zerstört, heute erinnern zwei ausgebrannte Kirchen in einem Park noch daran. Der Reiz von Bristol liegt also mehr an den Randbezirken, die City ist weniger interssant, die Bombenschäden wurde durch schmucklose Gebäude ersetzt.

Bei der Ankunft war es dunkel und so konnte ich Bristol erst am nächsten Tag erkunden. Dass die Stadt mit seinen Randbezirken nur für fitte Fussgänger zumutbar ist, habe ich bald bemerkt. Der nächste Morgen zeigte es dann deutlich, Bristol ist ein Besuch wert. Leider hatte ich nur knapp sechs Stunden Zeit, ich konnte im Prinzip nur die besten Ecken erkunden, aber keines der Sehenswürdigkeiten richtig besuchen. Genug der Worte, Bilder sind immer noch die besten Erklärer:

Clifton, England wie man es sich vorstellt.

Im Stadtteil Clifton gibt es England in Kleinformat. Kirchen und tolle Häuser, Pubs und Läden, kleine Hotels und die Suspension Bridge, die größte Hängebrücke in UK. Zudem liegt das Stadion von Bristol City ebenfalls in dieser Gegen, zumindest in Sichtweite.

Die Suspension Bridge bildet den Rand zu den Abbots Leigh. Spötter behaupten, dann beginnt schon das Ausland, nämlich Wales. Ist natürlich Blödsinn, obwohl ? Das Stadion Ashton Gate ist ebenfalls sichtbar.

Ein britisches Pfund bezahlt der Autofahrer als Maut, es lohnt sich aber. Zu beiden Seiten der Brücke beginnt ein Stück malerisches England, es beginnen Wanderpfade, weite Wälder und Parks laden zur Erholung ein. Auf jeden Fall geht es immer auf oder ab, je nach Sichtweise. Keine Sorge, der Nahverkehrsnetz ist engmaschig, wenn gerade nicht gestreikt wird, wie an meinem Tag. Überall öffnet sich der Blick auf weitere Stadtteile, mein Weg von Clifton zum Hauptbahnhof betrug ungefähr fünf Kilometer.

"Over the hills and ....."

Wer einen kompletten Überblick über das gesamte Bristol haben will, müht sich am besten auf den Brandon Hill mit seinem Cabot Tower. Von hier aus hat man umsonst einen schönen Rundblick und man tut auch was für seine Kondition. von dieser Erhebung verabschiedete die Stadtbevölkerung den Abenteurer Cabot und seine Schiffe, welcher 1497 die Schifffahrtsroute nach Neufundland suchte. Heute steht hier der Cabottower, welcher seit über 100 Jahren an den Entdecker erinnert. Der Besuch ist kostenlos, bezahlt wird lediglich in Schweiß. Wenn man oben ist, hat es sich gelohnt, Bristol liegt in ganzer Pracht vor einem. Freie Sicht für alle Bürger :

Seit über hundert Jahren der Blick über die Stadt, der Cabottower.

Ah, deutlich erkennt man die Harbourside mit dem "Great Britain" im Zentrum. Gaanz rechts sieht man noch ein Teil des Ashton Gates Stadions von Bristol City.

Bristol Museum & University.

Der Blick zurück nach Clifton. Man sieht die Suspension Bridge und die Kathedrale des Stadtteils.

Irgendwann kommt man in Bristol an einem Hafen, an einer Brücke oder an einem Kanal vorbei. Der Anschluß zur freien See läßt sich nicht verleugnen und die Stadt ist stolz auf seine Vergangenheit. Obwohl Southampton und Portsmouth viel mehr an maritime Museen zu bieten haben, finde ich Bristol ebenfalls toll. Es ist nicht so überlaufen und erschlägt den Besucher nicht mit seiner Fülle. Alles ist übersichtlich und in Fußweite, zumindest für mich. Im "floating harbour" gibt es dann auch ein besonderes Museum, "Brunels Great Britain" ist ein Frachtschiff, welcher in einem Trockendock liegt. Das Besondere daran, man kann trockenen Fußes, auch bei Regen, unter dem Schiff entlangschlendern. Ein Glasdach schützt die Besucher und das Schiff auf der Höhe der Wasserlinie. Regelmäßige 20 Grad schützen den hölzernen Schiffsrumpf. Auf jeden Fall gehört dieses Ausstellungsstück zur nächsten "to do Liste". Beim Blick zurück nach Clifton Wood  kommt gar südfranzösisches Flair auf, meint ihr nicht ?

Blick auf das "Great Britain", zumindest die Masten sieht man gut.

Ab hier hat man die Wahl, entlang der Harbourside in Richtung Old City, oder mit der kleinen Personenfähre über den historischen Kanal schippern und noch weiter zur "Umgehungsstraße", dem River Avon. Der innere Schwenk führt irgendwann zum Bahnhof, deshalb blieb ich auf der "inneren Seite". Hier geht es weiter, immer weiter entlang an unzähligen Schiffen und Jachten. Man hat hier unglaublich viel neu gebaut und renoviert, alles machte einen gepflegten Eindruck. Auf der anderen Seite gibt es dann noch einen kleinen Teil des alten Hafens - Gleisanlagen, Verladekräne und Frachter bilden einen weiteren Teil eines aktiven Museums, das M Shed zeigt die Geschichte der Stadt. Ich bin dann doch noch über eine Brücke und irgendwie abseits gekommen, aber die Motive gingen nie aus.

Schiffe, Schiffe, Schiffe. Hinten rechts der kleine Rest des alten Industriehafens mit seinen Ladekränen und dem M Shed.

Das historische Ostrich inn, im Hintergrund ein ehemaliges Kriegsschiff, nunmehr Disco.

Im Stadtteil Redcliff wird es wieder moderner und somit langweiliger. So langsam kommt man jetzt in Richtung Bahnhof und da kommt der Sprung zurück in die Zeit der Kreuzzüge. Jetzt weiß ich auch, weshalb der Bahnhof "Temple meads" heißt. Temple kommt von dem Ritterorder der Templer und die "meads" ist eine Abkürzung für meadow, also Wiese oder Feld. In kurzer Entfernug steht hier die Temple Church mit seinen Temple Gardens, weitere Gebäude fielen den besagten deutschen Luftangriffen zum Opfer. Immerhin gehört der Bahnhof Temple Meads zu den ältesten Bahnhöfen der Welt, das ist auch was wert. Die Gebäude sind beeindruckend, ich konnte mich nicht sattsehen an dem fast sakralen Gebäude. Wenn man überlegt, wie man die heutigen Bahnhöfe konzipiert, ..........................?

Das sind noch Bahnhöfe, Temple Meads Station in Bristol.

Damit war mein Fußweg von Clifton zum Bahnhof beendet. Ich war beeindruckt, natürlich hat das sehr gute Wetter seinen Teil dazu beigetragen. Ich komme mal wieder zur Einsicht, es müssen nicht immer die großen Metropolen der Länder sein, die kleineren Zentren bieten oftmals viel mehr und sind auch nicht so überlaufen.

RaMü