Inne halten!
 
Hallo Bloggs. In der Regel schreibe ich ja nur über VfB-Spiele, wenn ich live im Stadion dabei war. Zur Zeit ist das eh nur bei Heimspielen, Auswärtstickets zu bekommen gleicht einem Sechser im Lotto. Und die Glücklichen, welche in Bochum waren, waren Zeuge von vielen Dingen, welche hat unsere unruhige Zeit halt so mit sich bringt.
Nun also eine Ausnahme, ich bringe meine Meinung zum Spiel in Bochum zu Papier. Natürlich muss man zwei Dinge klar trennen, das Geschehen auf dem Rasen und auf den Rängen. Oder doch nicht. Denn alle vertreten einen Verein, tragen diesselbe Farben und sehen sich als Einheit.
Zunächst dieses Fahnengedöns. Also ich habe mich geschämt. Freilich mag im Vorfeld manches schief gelaufen sein, aber dass sich dann zwei oder drei Verteter der organisierten Fanszene erdreisten, quasi über die Weiterführung eines Bundesligaspieles zu entscheiden, empört mich. Da sind insgesamt 26.000 Zuschauer im Stadion, eine unbestimmte große Anzahl von Leuten vor dem Bildschirm und dann diese Show. Unterirdisch. Ich verstehe manche Argumente, ich bewundere die Ultras. Für ihre Leidenschaft, für ihre Standhaftigkeit, für ihre Stärke. Aber in einem Moment wie diesem, da kann man auch mal Größe, Einsicht und Vernunft zeigen. Dann hänge ich das Ding ab und dann is gut so. Da hätte man für die Anliegen der allgemeinen Fanszene mehr geworben und positive Aufmerksamkeit erreicht als mit zehntausend Flyern und Aktionen!
Jeder, der aktiv selbst in der untersten Liga gespielt hat, weiß was eine solche Unterbrechung bedeudet. Verlust von Spannung, Ablenkung von der anstehenden zweiten Halbzeit und ganz zum Ende ein Absinken der Konzentration. Das alles erklärt den Fehlpass von Stiller nicht, trägt aber keineswegs zu einem besseren Fortgang eines bislang eher unterbelichteten Spieles bei.
Eines ist Fakt. Es ging etwas verloren. Abgetaucht zwischen dem letzten Spiel gegen Augsburg und dem Trip an den Niederrhein. Plötzlich fehlen nicht nur wichtige Spieler, das wusste man ja schon Monate vorher, plötzlich fehlt auch das Knistern. Diese Spontanität, diese Energie, diese Freude, diese unbekümmerte Art des Fussball. Wusch und weg. Es scheint, als ob den Spielern in den paar Tagen der Pause erst richtig bewußt wurde, auf welchem Tabellenplatz man steht. Und ab da begreift man erst den Druck. Die Gesänge vom Europapokal, das Gerede vom internationalen Fussball, die Träumerei vom Beginn etwas ganz Großem. Ihr seht, ich versuche das Ganze etwas weiter oben einzuordnen. Ich verliere mich nicht unbedingt in einzelne Spieler, Wechslungen oder Aufstellungen. 
Für mich ist das alles nur eine Bestätigung. In der Vorrunde, damit meine ich die Spiele vor Weihnachten spielte das Team etwas über Limit. Das notwendige Glück bescherte Siege, das Team überraschte die Gegner und berauschte sich selbst. Ungläubig schaute der Support zu und konnte sein Glück nicht fassen. Die Champions League ist drin! Bei Platz drei besagt die Regel das, ohne Zweifel. Nur haben wir weder den Kader für eine ebenso erfolgreiche Rückrunde, geschweige denn für die CL in der kommenden Saison. Zudem sind wir entschlüsselt, das heißt; der Gegner kennt unsere Spielweise und hat sich bestens vorbereitet. Im Moment ziemlich erfolgreich, würde ich sagen. Kurzum, ein Stück Normalität kehrt am Neckar ein.
Unser Polster ist nun aufgebraucht. Von nun an macht sich jede Niederlage in der Tabelle bemerkbar und das schon in den kommenden Wochen. Die Dosen daheim, dann Freiburg auswärts. Nicht unbedingt die einfachsten Aufgaben. Vom Pokal in Leverkusen ganz zu schweigen. Aber was soll's? Gespielt werden muss.
Erst wenn wir inne halten, wenn wir uns klar werden, was bisher erreicht wurde, können wir die Vorrunde einordnen. Und wieder zeigt sich, für die Fans sind Träumereien erlaubt, auslösen tun diese aber die Spieler mit ihren guten Resultaten. Und davon wurden wir in dieser Saison doch bisher reichlich positiv versorgt. Oder nicht?
 
 
Keep the faith.
RaMü
 
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