
Pitch Invasion
Hallo Bloggs. Pitch Invasion ist schlichtweg ein Platzsturm. Einen Platzsturm gibt es, wenn etwas Außergewöhnliches geschehen ist, in der Regel ist das der außerfahrplanmäßige Gewinn einer Meisterschaft oder bei einem Abstieg. Oftmals versuchen die Sicherheitskräfte das zu verhindern, mit wechselnden Erfolg. Also ich war in England nur ein Mal auf einem Spielfeld. Und das auch nur, weil die Security es zugelassen hat. Gewalt war nicht nötig. Denn es war schlichtweg der Freude geschuldet, der Freude nach dem ersten Titel seit 44 Jahren. Es war in Manchester, es war bei Manchester City, es war am 13. Mai 2012. Vor zehn Jahren also, ein gemeinsamer Rückblick.
ManCITY musste am letzten Spieltag wieder mal gewinnen und das sollte am letzten Spieltag zuhause gegen die Queens Park Rangers doch auch gelingen. So der Tenor in den Pubs, den Kneipen und auf der Straße. Aber, unterschwellig war die Angst doch da. Die Angst vor dem Versagen, vor dem Blackout im letzten Match, die Angst vor der totalen Blamage. "Typical City" ist ein weit verbreitetes Wort bei den Citizens, wenn wieder mal etwas gewaltig schief gegangen war oder zumindest man sich selbst das Leben schwer machte. Und so war es eine seltsame Mischung aus Vorfreude, Siegesgewißheit und Muffe, das durch die Straßen der Stadt und in den Köpfen der Supporteres kreiste.
Und tatsächlich, es wurde nicht nur spannend, es wurde dramatisch. Es geriet zu einem Herzinfarktfinale, es wurde zu einem der kultigsten, überragendsten Saisonfinals aller Zeiten. Zunächst lief alles nach Plan, Pablo Zabaletta brachte City mit 1:0 in Front und damit war man englischer Meister. Doch mit Anpfiff zur zweiten Halbzeit änderte sich das Geschehen, die abstiegsbedrohten Rangers drehten das Match innerhalb von 18 Minuten. Jetzt waren die Queens Park Rangers sicher in der Liga und ManU, das in Sunderland führte, konnte sich auch diesmal wieder als Champion krönen lassen. Die Minuten verrannen und Citymanager Mancini wechselte komplett, er probierte alles. Die Einwechslungen von Dzeko und Batotelli brachten die Wende. Die ersten Fans verließen schon plärrend den Ground da markierte Edin Dzeko nach einer Ecke das 2:2. Es war schon in der Nachspielzeit und es waren noch drei Minuten zu absolvieren. Die Zuschauer wankten zwischen Fingernägelkauen und Brüllen. Gesang war da nicht mehr möglich. Dann diese magische 93:20 Minute, Sergio Aguero versenkt das Leder zum 3:2 und der Himmel ist "skyblue", im wahrsten Sinne des Wortes. Endlich, endlich ist die Schande der 44 titellosen Jahre abgefallen. Endlich wieder Meister.
Beim Schreiben dieser Zeilen stehen mir die Nackenhaare, eigentlich sind die immer kurz, zu Berge. Da werden wieder Erinnerungen wach, an dieses Spiel. Schließlich saß ich ganz unten, erste Reihe. In meine Richtung drehte Sergio ab, dann an der Außenlinie entlang zur Mittellinie. Unglaublich, unbeschreiblich. VfB-Fans wissen, wovon ich schreibe.
Als Erinnerung daran habe ich diese Post geschrieben. Denn seither hat sich einiges geändert. ManCity ist nun auf der Insel eine Fussballmacht, international immer noch nicht. Die Abneigung und der Neid zerfressen die Gegner, die Queens Park Rangers sind nun längst wieder in der zweiten Liga angekommen. Tendenz: bleibend.
ManCity hat zur Erinnerung ein Sondertrikot rausgebracht, die limited Edition war nach wenigen Tagen ausverkauft. Und die Erinnerung an diese denkwürdigen Minuten werden weiterhin hochgehalten. Ich brauche das alles nicht, ich hab alles im Kopf gespeichert. 2012 Etihad Stadium und 2022 Neckarstadion. Das genügt. Natürlich gab es noch viele, weitere denkwürdige Episoden. Aber diese beiden Flashbacks gehören zu den besten Momenten in meinem bisherigen Leben als Fussballfan.
Anstehen für Fish & Chips.
Anstehen für den ersten Meistertitel seit 44 Jahren.
Als Aguero das entscheidende Tor erzielte war ich kameratechnisch nicht auf der Höhe. Der erste Schnappschuß gelang erst, als er zu Boden gerissen wurde und die Spielertraube sich nach Aufforderung des Schiedsrichters auflöste. Es war nicht einfach, bei dem Getöse und der Herumhüpferei um mich herum.
Leute, keep calm. Es sind noch rund drei Minuten. Mario hat's begriffen. Kommt selten vor.
Abpfiff. Urplötzlich kam die hellblaue Flut.
Captain Vinnie mit dem Pott.
Beim ersten Heimspiel in der Folgesaison gab es rund um den Ground eine Art Bilderausstellung. Die Fans suchten sich und Freunde, eine rundum gelungene Aktion.
Jetzt wirds spannend. Also "meine" Kurve und den Block hatte ich schon mal gefunden. Das Gedränge war groß und ich musste mich schon zweikampfstark durchsetzen um dann endlich das Bild von mir zu finden.

Ok, hab's bearbeitet. Junge, Junge, schon zehn Jahre her.
Mehr Bilder: Ashton New Road: May, 13th 2012
Keep the faith.
RaMü
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