
"Black Cats"

Hallo Bloggs. Die Zuschauerkatastrophe von Hillsborough mit seinen 97 Toten war auch der "Sargnagel" für den alten Roker Park des AFC Sunderland. Hier trug dieser Verein seine Spiele seit 1898 aus und der Ground erhielt seither keine grundelegende Erneuerungen mehr. Und das heißt, die Mehrzahl der Zuschauer fand sich auf Stehrängen wieder. Und genau das wollte man ab diesem Unglück vermeiden, eine Konzentration von vielen Menschen auf engem Platz. Die notwendige Umgestaltung hätte zuviel Geld und zu wenig Besucherkapazität gebracht, also entschloß man sich für einen kompletten Neubau. Woanders. Nach einigem Hin und Her wurde es aber doch nicht so krass, nur knapp einen Kilometer weiter entstand dann das vorübergehende namenlose Stadion von Sunderland. Es wurde letztlich 1997 eingeweiht und die "Black Cats" spielten damals zweite Liga. Der neue Ground stand auf dem Gelände einer alten Zeche und so kam es auch zu seinem neuen Namen. "Stadium of lights" heißt es jetzt offiziell. Dabei bezieht sich das "Licht" nicht etwa auf das Tages- oder Sonnenlicht, sondern auf das Licht der Grubenlampe der Bergleute, welche ja damals bis 1993 in dieser Zeche unter Tage arbeiteten. Es lebe die englische "Ruhrpottromantik"!.

Nun zur nächsten Frage. Warum eigentlich "black cats"? Auch darüber streiten sich die Gelehrten. Auf jeden Fall ist dieser Kosename erst seit dem Umzug 1997 im Verein so richtig integriert. Der Name black cats ist seit Jahrhunderten mit der Stadtgeschichte verbunden. Zum Fussball kam er erst, als sich eine schwarze Katze den ehemaligen Roker Park zu ihren Zuhause machte und Angestellte das Tier mit Futter versorgten. Aber schon 1937 gab es eine rührende Geschichte. Da reiste ein Fan zum FA-Cupfinal mit seinem Glücksbringer, einer schwarzen Katze, dorthin, schmuggelte das arme Vieh mit ins Stadion und S'land gewann mit 3:1 nach Rückstand gegen Preston North End. Eine Legende wurde geboren.

Sicherlich läßt sich ein solches "Nebenwappentier" auch sehr gut vermarkten. Ohne Zweifel. Auf jeden Fall hat Sunderland einen sehr viel größeren Bekanntsheitsgrad als z.B. Boro. Das ist natürlich auch mit diversen Titeln zu erklären. Immerhin kann der Club sechs Meisterschaften und einen Pokalerfolg vermelden. Natürlich ist das "Jahrhunderte" her, aber im Ranking bringt das schon einiges. Zumal der Zuschauerschnitt auf eine unglaublich hohe Indentifikation der Region schließen läßt. In Zeiten der Premier League hatte man schon mal den drittbesten Schnitt. Auch jetzt, in der dritten Liga sind knapp 30.000 Besucher pro Heimspiel keine Seltenheit. Und ... Sunderland ist auch bei Netflix zu finden. Ausgerechnet die Abstiegssaison 2017/18 wurde dokumentiert und aufbereitet. www.netflix.com/de/title/80207046 , der Link dazu. Auf jeden Fall ist diese Doku ergreifender, ehrlicher und sonstwas, was da so rumeiert. Es bietet einen ungeschminkten Einblick in den englischen Fussball, unbedingt zu empfehlen. Nur für waschechte Fussballfans geeignet. Ist aber mit den Aufarbeitungen der "Erfolgsclubs" wie Bayern, BvB, City usw. nicht zu vergleichen. Diese Serie trug einen Anteil zu Aura der "black cats" bei.

Man sieht, die "wearsiders" haben irgendwie ein besonderes Etwas, das aber nicht mit sportlichem und wirtschaftlichem Erfolg zu begründen ist. Abseits der Touristenpade, fernab der Fernverbindungen und zwischenzeitlich abgekoppelt vom "big business" Premiership hat sich der Verein zur Ikone entwickelt. Vom tragischen Kampf um den Anschluß an die Spitze bis zur dritten Liga, die Palette bietet doch ziemlich Drama und das lieben wir doch alle.

Zum Schluß noch zwei Bilder aus dem Netz. Diese Malerei ist eine der frühesten Gemälde zum Thema Fussball. Verwirklicht wurde es von Thomas M. Hemy im Jahre 1895. Es trägt den Titel "A corner kick" und zeigt ein Heimspiel von Sunderland gegen Aston Villa. Man beachte die vollen Zuschauerränge, das sandige Spielfeld, den "Handballkreis" statt des gewohnten "Fünfmeters". Hier zeigt sich eindrucksvoll, warum England als das Mutterland des Fussballs gilt. Das Orginal ist auf der Geschäftsstelle der "black cats" zu bewundern.

Dieses Foto habe ich dem Newcastle Chronicle entnommen. Diese Zeitung versorgt den Nordosten mit Nachrichten und hatte zum Abriss des Roker Park in Sunderland eine Serie zur Historie dieses Grounds herausgebracht. Dieses Motiv hat mich auf einen Schlag an meine Jugend und somit meine beste Zeit als Fussballfan erinnert. Man beachte die verhältnismäßig niedrigen Stufen dieses Stehblockes. Sicht auf das Spielfeld gleich fast null. Ist aber bei den meisten Ultragruppierungen heute auch nicht so wichtig. Aus anderen Gründen. Die Wellenbrecher sind schon speziell. Selbst in der ältesten Bruchbude in Deutschland waren solche Dinger damals schon verschwunden. KULT ! Das Studium eines Stadionheftes war fester Bestandteil. Oftmals wurden keine Tickets für die Stehplätze verkauft. Anstehen am Drehkreuz, abgezähltes Geld hinblättern - Rausgeld kostet zuviel Zeit - und drin war man. Der Kauf eines solchen Programmes diente auch als "Nachweis", ich war da.
Keep the faith.
RaMü
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